Home ] Gründung ] Veranstaltungen ] Presse ] Fest- und Gedenktage ] Lexikon ] Links ] Impressum ]

 

Was ist ein Jüdisches Lehrhaus?

Das Jüdische Lehrhaus Göttingen, eingetragener Verein wie das von 1920 bis 1927 in Frankfurt bestehende „Freie Jüdische Lehrhaus“ Frankfurt, begründet von Franz Rosenzweig, will denen die Rückkehr zum Judentum eröffnen, für die ihre Religion längst etwas Fremdes geworden ist, und denen helfen, denen das Judentum viel bedeutet, obwohl sie keine Juden sind, damit mit ihnen ein Lern-Dialog geführt wird.

 

Der Name „Lehrhaus“ verweist auf eine zweitausendjährige ununterbrochene Lerntradition.

Gelernt wurde teils allein daheim, vorzugsweise aber in Gemeinschaft im Lehrhaus, laut, den Text wiederholend, einprägend, auswendig lernend, und im Zwiegespräch diskutierend und argumentierend.

 

Im Dialog lernen: Eben wie in der „Judenschul’“, die unter Juden verbreitete Gelehrsamkeit, in der sie „lernten, wie man lernt“.

 

Durch die Aufklärung und durch die Französische Revolution, erlitt die jüdische Erziehung in Deutschland ebenso wie in Mittel- und Westeuropa einen entscheidenden Bruch. In einem fortschreitenden Prozess erfolgten Emanzipation und Assimilation.

Der Preis der Emanzipation war die Aufgabe der jüdischen kollektiven Identität und die Reduktion des Jüdischen auf die Privatkonfession des Einzelnen.

 

Franz Rosenzweigs Kernfrage lautete:

Was kann getan werden, damit dieses jüdische Leben wieder wird?

Diese Frage stellen wir uns jetzt wieder, aufgrund der jüdischen Einwanderung aus der GUS: Wir müssen Grundkenntnisse gegen die Wirkung der Assimilation schaffen, um zu bewusstem Judensein zu bilden.

 

Hören, Denken, Sprechen, einen Dialog mit dem Gegenüber entwickeln. Dieses ist unsere Aufgabe.

Vom Leben zur Tora, zu den Schriften, als Rückweg ins Judentum, als „Erinnerung“.

 

Nicht die traditionellen Lehrer des Judentums, die Rabbiner, überwogen im Lehrerkreis des Lehrhauses, sondern die jüdischen Unwissenden, die den Rückweg ins Judentum zu gehen hatten.

Der Lehrer wird zum Anleiter im gemeinsamen Fragen, zum selbst Hörenden, zum potenziell von seinen Schülern Lernenden – was ein Ideal auch des antiken Lehrhauses war.

 

Die „Innere Emanzipation des Jüdischen“ im jüdischen Menschen (Ernst Simon: Franz Rosenzweig und das jüdische Bildungsproblem. Heidelberg 1965.)

 

Dass wir Juden sind, dass wir Fehler und Tugenden haben, ist uns oft genug von uns selbst und anderen gesagt worden. Wir haben es zu oft gehört und werden es immer wieder hören. Das Lehrhaus soll uns lehren, warum und wozu wir es sind. Der Grundgedanke ist die Rückkehr zu jüdischem Lernen, zu jüdischen Quellen, zu jüdischem Leben.

 

 

Eva Tichauer Moritz

Vorsitzende

 

 

Home ] Gründung ] Veranstaltungen ] Presse ] Fest- und Gedenktage ] Lexikon ] Links ] Impressum ]