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Jüdisches Lehrhaus Göttingen e.V.

 




 

Dezember 2009

 

Sonntag, der 19. Dezember 2009

"Chanukka Feier"
Zünden des 8. Lichtes

Chanukka-Feier mit Gästen“ Zum Hintergrund des Chanukka-Festes folgende Informationen (aus Wikipedia), die wir auch bei unserer Chanukka-Feier vorstellen werden:
Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. d. Zw.) nach dem sogenannten Makkabäeraufstand gegen griechische Besatzer und deren Helfer. Die Menora war ein siebenarmiger Leuchter, welcher im Tempel niemals erlöschen sollte. Nach der Überlieferung war aufgrund der Eroberung der Syrer nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufin-den. Dieses Öl reichte für gerade mal einen Tag. Für die Herstellung neuen geweihten Öls werden aber acht Tage benötigt. Durch ein Wunder habe das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die acht Lichter des Chanukka-Leuchters. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle acht brennen. Die neunte Kerze ist der „Diener“, mit dem die täglichen Lichter entzündet werden.

Am 19. Dezember feiern Jüdische Kultusgemeinde für Göttingen und Südniedersachsen sowie das Jü-dische Lehrhaus Göttingen gemeinsam ab 17 Uhr bei Arbeit und Leben. Hier wird dann noch einmal (also im Verlaufe des achten Tages Chanukka) die komplette Chanukkiah entzündet. Dazu erwartet uns alle ein munteres Programm: Essen, Geschichten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Musik und Spiele sind geplant.

Mitglieder, die beim Vorbereiten mitmachen möchte, melden sich bei Hangalys (zum Kochen: 05541-73282) oder bei Anneke Dorany (Organisation und Dekoration: 0551-4897643). Wer sich nicht an der Vorbereitung beteiligen kann, sollte aber nach dem Fest beim Aufräumen aktiv werden.

Mitglieder der Gemeinde oder des Lehrhauses können zur Feier Gäste mitbringen. Für alle gilt: Telefonische Anmeldung bei Eric Kleiner (05523-953373) bis zum 16. Dezember mittags, damit genug für alle gekocht werden kann. Außerdem gilt: Wer tatsächlich beim Vor- oder Nachbereiten hilft, nimmt wie Kin-der kostenfrei teil, alle anderen zahlen ebenso wie die Gäste 5 Euro Unkostenbeitrag. Wir – Gemeinde und Lehrhaus – freuen uns auf viele Anmeldungen und eine nette Feier zum Ausklang des Jahres.

Für den Festausschuss
Eva Tichauer Moritz – Petra Hangaly – Anneke Dorany – Marie-Luise Küsgen – Eric Kleiner


 




 

November 2009

 

Montag, der 9. November 2009

Die "Lange Nacht der Erinnerung gemeinsam mit der Stadtbibliothek"
Beginn 19.30 Uhr
im Thomas-Buergenthal-Haus (Stadtbibliothek), Gotmarstraße 8


Die Lange Nacht der Erinnerung, die jedes Jahr vom Jüdischen Lehrhaus am 9. November gestaltet wird, wurde dieses Jahr dem international bekannten Juristen und Menschenrechtler Thomas Buergenthal gewidmet, dem Richter am Internationalen Gerichtshof in den Haag, dessen Schicksal eng mit Göttingen verbunden ist. Die Leiterin der Stadtbücherei, jetzt Buergenthalhaus genannt, Frau Krompholz-Ruehl genehmigte, dass einer der Räume der Bibliothek für die Veranstaltung genutzt werden konnte.

Gezeigt wurde nach einer Einführung durch Eva Tischauer Moritz ein gefilmtes Interview, das in der jetzigen Wohnung von Thomas Buergenthal in Chicago aufgenommen war. Diese Aufzeichnung ist eine von den mit noch lebenden Göttinger Juden in der Emigration gemachten Interviews die Eva Tischauer Moritz gemacht hat. Sie ließ durch vorsichtige Fragen gelenkt, Thomas Buergenthal seine gesamte Lebensgeschichte entwickeln.

Die Verbindung zu Göttingen hat er über seine Mutter Gerda, deren Eltern, Ehepaar Silbergleit, ein Schuhgeschäft in der Göttinger Innenstadt besaßen. Bei einem Ferienaufentahlt in Lubochna in der Slowakei 1933 lernte die junge Gerda den Hotelbesitzer Mundek Buergenthal kennen und es gab sehr schnell eine Hochzeit, 1934 wurde Thomas geboren. Von der wachen Beobachtungsgabe des Jungen und Fähigkeit zu berichten zeugt all das, was Thomas Buergenthal über das Schicksal der Familie von der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 an zu berichten weiß, wobei das Berichtete sowohl den Erzähler als auch die Zuhörenden immer wieder sehr bewegte. Es geht um eine Flucht nach Polen um zumächst einmal den deutschen Behörden auszuweichen oder aber auch um noch eine Auswanderung nach England zu betreiben. Die Möglichkeit mit anderen Bekannten in den Untergrund zu gehen wird verworfen, da Frau Buergenthal sehr leicht als Jüdin zu erkennen war der dunklen Augen und der dunklen Haare wegen.

Sie wurden dann doch in das Ghetto von Kielce gebracht und von dort aus nach Auschwitz, wo der Vater eine Weile den Jungen Thomas beschützen und immer wieder auch retten konnte, bis sie getrennt wurden. Doch vermittelte er noch Regeln, die zum Überleben hilfreich waren, auch half der wache Verstand des Jungen, der sich z.B.immer wieder Arbeitgeber suchte.

Im Januar überstand Buergenthal den dreitägigen Todesmarsch von Auschwitz nach Sachsenhausen, wo er die Befreiung durch russische und polnische Truppen erlebte. Nachdem er einige Zeit mit dem polnischen Regiment blieb, vermittelte ein Freund ihm einen Aufenthalt in einem polnischen Waisenhaus für überlebende Kinder, dort fand ihn dann seine Mutter, die nach Göttingen zurückgekehrt war und sie trafen sich wieder - der Vater hatte leider nicht überlebt.
In Göttingen entwickelte sich eine Freundschaft zu der Familie Schügl mit deren ältesten Sohn Fritz Thomas Buergenthal seine Jugendjahre verbrachte. Damals war er 12 einhalb Jahre alt und hatte zwei Jahre überlebt, gelegentlich geschützt, aber doch weitgehend allein.

Zu diesem Zeitpunkt des Interviews ca.22 Uhr wurde eine Pause beschlossen, doch die meisten Zuhörer waren so ergriffen, dass sie nicht weiter die Kraft aufbrachten der neuen Phase des Lebens von Thomas Buergenthal zu folgen. Es wurde beschlossen, dass dieses der Inhalt der nächsten Nacht der Erinnnerung am 9. November 2010 sein sollte.

Obwohl gleichzeitig in Deutschland und auch in Göttingen die Erinnerung an den Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren gefeiert wurde, war der Raum in der Stadtbücherei sehr gut besucht.

Christine Fürst

 




 

Oktober 2009

 

Sonntag, 18. Oktober 2009

"Halacha in Extremsituationen"
Veranstaltung mit Landesrabbiner Jonah Sievers

Leider waren nur 18 Teilnehmer bei diesem „Lehrhaus" – das Thema hätte sicherlich mehr Zuhörer und Lernende verdient.

Rabbiner Sievers erklärte gleich zu Beginn, dass es eine sehr ernste, sogar traurige Veranstaltung werden würde – er werde „tacheles" reden (müssen).

Diese Ankündigung bewahrheitete sich – unter Vorlage von Texten aus den Responsa Wkadeschej HaSchem des Rabbiners Zvi Hirsch Meisels, der während der Besetzung Litauens durch die Deutschen im Ghetto Kowno war, wurde uns deutlich gemacht, dass selbst unter den grausamen und unmenschlichen Bedingungen im Ghetto von noch Fragen an den Rabbiner gestellt wurden, die im Grunde unannehmbar, unbeantwortbar waren. Trotz der Extremsituation – Gefangenschaft und Lebensgefahr – die Ghettoisierten wussten, was mit Menschen geschah, die „selektiert" wurden -, gab es Gläubige, die auch unter Umständen, die durchaus geeignet waren, nicht nur den Glauben an die Menschen, sondern auch an Gott zu verlieren, der zuließ, dass Deutsche und Litauer Juden jagten, quälten, ermordeten, nach der Torah und Talmud zu leben.

Schon das erste auf Tatsachen beruhende Beispiel war derart berührend und bedrückend, dass es vielen Teilnehmern der Veranstaltung kalt über den Rücken gelaufen und ans Herz gegangen sein muss: Ein Vater fragte, ob er seinen Sohn von der geplanten Selektion „auslösen" dürfte, wenn an seiner Statt dann ein anderes Kind an der Selektion teilnahmen müsste – es war von der SS angeordnet worden, dass 1400 Kinder im Ghetto Kowno unter einen Stab hindurchgehen sollten – diejenigen, die den Stab überragt oder zumindest berührt hätten, wären groß und kräftig genug gewesen, um zu arbeiten – sie wären also den Nazis noch zumindest eine Weile nützliche Arbeitssklaven gewesen – diejenigen, die zu klein waren, wären sofort ermordet worden.

Der befragte Rabbiner meinte, ohne Talmud, ohne weitere Rabbiner, könne er eine solche Frage von Leben und Tod nicht klar entscheiden. Es war indes klar, dass auf jeden Fall anderes Kind sterben müsste, weil die Zahl, die die Kapos der SS zu liefern war, fest stand. Ebenso war klar, dass vor der Freilassung des Sohnes ein anderes jüdisches Kind für den Tod bestimmt werden würde – dies war gewiss. Der Vater entschied sich schließlich, dass er sein Kind nicht auslösen, von den Kapos freikaufen würde – weil er meinte, die Torah würde es nicht erlauben, weil es besser sei „getötet zu werden als zu morden".

Dieses geschah am Erew RoschHaSchana.

Ebenfalls im Ghetto Kowno, in das 30.000 Menschen eingepfercht waren, hätten sich 5000 Menschen durch die Annahme sog. „weißer Scheine" vor der Deportation – die, wie man wusste, den sicheren Tod bedeutete, retten können.

Hier wurde die Frage, ob der Ältestenrat überhaupt die rettenden „Scheine" ausgeben dürfe und ob Menschen berechtigt waren, sich gegebenenfalls auch mit Gewalt diese zu beschaffen, anhand von Talmud und den Kommentaren von Maimonides, Moses Isserles u.a. diskutiert.

Letztendlich wurde bejaht, dass Menschen sich selbst des „Scheines" bemächtigen dürften, weil es um „Rettung aus Lebensgefahr" ginge und kein Mensch verpflichtet sei, sein Leben aufzugeben, wenn er die Möglichkeit hätte, es zu retten. Auch die Ausgabe der „Scheine" durch den Ältestenrat wurde letztendlich als „erlaubt" beurteilt.

Deutlich wurde, dass diese Fragen alle keineswegs eindeutig sofort beantwortet werden konnten (und können), sondern vielmehr kontrovers kommentiert und diskutiert wurden.

Rabbiner Sievers stellte uns eine Sammlung von Quellen zur Verfügung, die zeigten, auf welchen Grundlagen diese „Fragen" diskutiert und entschieden wurden.

Zur Situation von Juden in Litauen möchte ich auf 2 Veröffentlichungen hinweisen aus der Reihe „Galut Nordost". Zeitschrift für jüdisch-baltische Kultur.

Sonderheft 2-. Die vergessenen Juden in den baltischen Staaten

Sonderheft 3-. Paul Gerhard Aring. „Wenn dich deine Kinder fragen..." Impressionen jüdischen Lebens in Litauen

Cornelia Stocker, M.A.


 




 

September 2009

 

Sonntag, 20. September 2009

"Der Jüdische Kulturbund - Musik unter der Diktatur"
Lernnachmittag mit Kantor Francois Lilienfeld



Kantor François Lilienfeld spielte den ca. 19 Teilnehmern dieses Lernsonntages zunächst von einer seltenen CD-Aufnahme Ausschnitte aus einem Konzert des Amsterdamer Concertgebouw-Orchesters vor, das unter der Leitung des deutschen Künstlers Eugen Jochum in den besetzten Niederlanden im November 1943 aufgenommen worden war. Die Konzerte wurden damals durch die deutsche Besatzungsmacht dem Orchester aufoktroyiert - sie mussten unter einem deutschen Leiter und Dirigenten konzertieren. Jochum war kein Anhänger der Nazis. Seine abweichende Auffassung drückte er in der Interpretation der von ihm dirigierten Stücke aus.

Im Anschluss daran diskutierten die Teilnehmer in fünf Arbeitsgruppen verschiedene Aspekte von Haltungen gegenüber Diktaturen (z.B. Bleiben oder Gehen; Widerstand; Emigration, Innere Emigration; Symbiose von Kulturen ...). Die Diskussionen waren lebhaft und sehr interessant - in den Berichten der Gruppen nach der Pause wurde deutlich, dass eindeutige Antworten auf die möglichen Verhaltensweisen von Menschen, insbesondere Künstlern, unter Diktaturen nicht gegeben werden können.

François Lilienfeld informierte, wiederum unterstützt von Aufnahmen aus der Zeit des Nationalsozialismus, über den nach der Entlassung deutsch-jüdischer Musiker (und anderer Kulturschaffender) im Jahre 1933 von den Machthabern "verordneten" Jüdischen Kulturbund. Dieser diente einerseits den Nazis als "Feigenblatt" gegenüber dem Ausland, andererseits bot er den aufgrund der unmittelbar aufgrund der diskriminierenden Gesetze massenhaft arbeitslos gewordenen jüdischen Künstlern und Kulturschaffenden eine Arbeitsmöglichkeit. Führend engagiert war der Neurologe, Musikwissenschaftler und Dirigent Kurt Singer. Es wurden Opern aufgeführt, Konzerte gegeben, die im "normalen" Kulturbetrieb des gleichgeschalteten Deutschland nicht mehr möglich waren, weil bspw. die Kompositionen jüdischer Künstler (z.B. Felix Mendelssohn-Bartholdy, Offenbach) nicht mehr gespielt werden durften. Jüdischen Menschen, die nach und nach immer mehr aus dem normalen Leben ausgeschlossen wurden, boten die Veranstaltungen des Kulturbundes, der vor allem in Berlin, aber auch anderen größeren Städten Deutschlands existierte, Ablenkung und Trost. Zugleich führte die Existenz aber auch dazu, dass viele über die Gefährlichkeit der Pläne der Nationalsozialisten getäuscht wurden, sich trotz allem Hoffnung darauf machten, dass "alles schon nicht so schlimm kommen" werde; auch fühlten sich viele Mitwirkende des Kulturbundes den anderen Mitarbeitern und dem jüdischen Publikum so verpflichtet, dass es vielen nicht mehr gelang, rechtzeitig aus Deutschland in ein sicheres Exil zu fliehen.

Der Musiker Willi Rosen, der nicht mehr in Deutschland lebte, trat häufig im Kulturbund auf. Uns wurde eine Aufnahme mit diesem Sänger vorgespielt, ein Schlagerlied, das leicht und locker wirkte, aber keineswegs anbiedernd an die Machthaber. - Willi Rosen konnte nach der Besetzung der Niederlande im Jahre 1940 nicht mehr rechtzeitig fliehen, wurde im KZ Westerbork festgehalten und schließlich in die Vernichtungslager in Polen transportiert, wo er ermordet wurde. Zum Schluss wurde uns die letzte Aufnahme der Comedian Harmonists vorgespielt, die diese vor der Trennung der drei jüdischen von den "arischen" Mitgliedern aufgenommen hatten. Die Trauer über den Abschied und die ungewisse Zukunft war der Aufnahme deutlich anzuhören.

Cornelia Stocker. M.A., 23./ 30.9.2009

 




August 2009

 

Sonntag, 16. August 2009

"Identität und Migration jüdischer Bürger in Göttingen"
Lernveranstaltung mit Klaus Baethge



Klaus Baethge erzählt über sein Projekt

Ein Filmausschnitt wird gezeigt

Ein volles Lehrhaus

Der Interviewte sieht sich sein Interview an

 


 

 
Im Juli ist wegen der Sommerferien kein Lernnachmittag

 


 

Juni 2009

 

Samstag, 20. Juni bis Dienstag 24. Juni 2009

"Jüdische Kulturtage in Göttingen"

Hier ein Link zum Flyer der Jüdischen Kulturtage in Göttingen


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und liebe Mitglieder des Jüdischen Lehrhaus Göttingen,
wir freuen uns, Sie zu den diesjährigen Jüdischen Kulturtagen einladen zu können. Mit folgendem Programm wollen wir Sie mit einigen Aspekten der Jüdischen Kultur bekanntmachen:

Sonnabend, 20. Juni 16 Uhr bei Arbeit und Leben Lange Geismarstr 72: RIKUDEI AM mit Roxana Alvarez Tichauer

Sonnabend, 20. Juni 19:30 Altes Rathaus: "Von der Synagoge zum Klezmer" Musik der askenasischen Juden zu Liturgie und Hochzeitsfest. Mit dem KlezPO (Klezmer-Projekt-Orchester) von Wieland Ulrichs. Gastdirigent ist Francois Lilienfeld.

Sonntag, 21. Juni 16-19 Uhr Gemeindesaal St. Michael: Workshop: "kuschn sol er mich mit di kuschn fun sajn mojl" Jiddische Liebeslieder mit Daniel Kempin. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Instrumente können mitgebracht werden

Sonntag, 21. Juni 20 Uhr: Gemeindesaal St. Michael, Kurze Strasse: Grußworte von Jonah Sievers, Landesrabbiner von Niedersachsen. Anschließend Konzert "Auf dem Weg" Exil und Emigration in Jüdischen Liedern mit Daniel Kempin

Montag, 22. Juni, 20 Uhr bei Arbeit und Leben Lange Geismartrasse 72: Vortrag mit Musikbeispielen: "Die Mendelssohns - eine deutsch-jüdische Dynastie" mit Francois Lilienfeld

Dienstag, 23. Juni 22 Uhr Bahnhofsvorplatz (Ostseite): Stadtführung der anderen Art: "Mauern beginnen zu sprechen..." Erinnerungen von Überlebenden aus Göttingen mit Eva Tichauer Moritz. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldungen unter 0551/6339415

Mittwoch, 24. Juni, 19:00 Cinema Göttingen, Weender Strasse 58: Jüdischer Film vorgestellt von Fancois Lilienfeld "Herr Zwilling und Frau Zuckermann, Regie Volker Koepp

Eintritt:
Dauerkarte für alle Veranstaltungen (außer Workshop und Cinema): € 20,- / € 15,-
Sonnabend (Konzert).......... € 6,- / € 4,-
Sonntag (Workshop).......... € 10,- / € 7,-
Sonntag (Konzert).............. € 10,- / € 7,-
Montag ( Vortrag) .............. € 3,- / € 2,-
Dienstag (Stadtführung).... € 10,- / € 7,-
Mittwoch (Film)................... Eintritt Cinema

Wir hoffen mit diesem Programm Ihr Interesse geweckt zu haben und würden uns freuen Sie bei der einen oder anderen - oder allen Veranstaltungen begrüßen zu können.
Mit freundlichem Gruß im Namen des Vorstands Ingeborg Hesse



Impressionen von der Eröffnungsveranstaltung der Jüdischen Kulturtage Göttingen 2009

Francois Lilienfeld mit dem Klezpo Orchester

Wieland Ulrichs nach dem Kartoffellied - Bulba

Bürgermeister Gerhardy schält gewissenhaft die Bulba

Francois Lilienfeld mit spielt Akkordeon

Musikanten des Klezpo Orchesters

Musikant des Klezpo Orchesters

Francois Lilienfeld in voller Konzentration

 und Wieland Ulrichs

von links nach rechts: Frau Dr. Henze-Superintendatur, Frau Tichauer Moritz-Jüdisches Lehrhaus, Frau Gerhardy, Bürgermeister Gerhardy und Francois Lilienfeld

 


 

Mai 2009

 

Sonntag, 17. Mai 2009

"Die Idee des freien jüdischen Lehrhauses bei Franz Rosenzweig"
Lernnachmittag mit Frau Dr.Cordula Tollmien



Dr. Cordula Tollmien, die schon mehrere Lernnachmittage zu Franz Rosenzweig gestaltet und durchgeführt hatte, trug kenntnisreich und unter Hinweis auf weiterführende Literatur zu dem Fragenkreis vor, wie seinerzeit das "Lehrhaus" entstand, welche Vorgeschichte dessen Entstehung hatte und welche Lehr- und Lernmethoden angestrebt wurden.

Es wurden 3 Texte zu Biographie Rosenzweigs, Entstehung des Lehrhauses und aus dem Hauptwerk - "Stern der Erlösung" vorgelegt, die in 3 Gruppen gelesen und diskutiert wurden.

Rosenzweig, der in einem assimilierten Elternhaus aufgewachsen war, hatte kurz vor der Konversion zum Christentum gestanden, als ihn ein im einzelnen nicht näher bekanntes Erlebnis - ein Synagogenbesuch - dazu bewog, bei seiner angestammten Religion, seinem "ererbten Schmuckstück" zu bleiben und sowohl für sich selbst als auch andere Juden wieder Kenntnisse zum Judentum zu vermitteln.

Er sah das Judentum damals (noch) nicht durch Vernichtung von außen, durch eine feindliche Umwelt gefährdet, sondern vor allem durch die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmende Assimilation.

Die Idee hierzu entstand bereits vor dem später so genannten 1. Weltkrieg; die Gründung des Lehrhauses erfolgte nach mehreren organisatorischen Problemen im Oktober 1920.

Ziel war es, Wissen und Kenntnisse aus jüdischer Sicht zu vermitteln, und zwar aus allen Fachgebieten. Die Lehrer mussten nicht zwingend der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehören, auch Konvertiten konnten unterrichten. Lehrer waren nicht nur Rabbiner, sondern durchaus religiöse Laien.

Angestrebt wurde, ein neues Lehren und Lernen zu praktizieren - schlagwortartig gesagt. In dialogisches Lernen, bei dem nicht frontal ein "Lehrer" Wissen weitergab, sondern bei dem gemeinsam - zu zweit oder in Gruppen - gelernt und diskutiert werden sollte - und auch Lehrer von den Schülern lernen sollten. Vielleicht könnte man dieses erstrebte "Lehren und Lernen" als ein solches nach dem "dialogischen Prinzip" beschreiben.

Die Umsetzung dieser Idee erwies sich indes als problematisch, wofür es verschiedene Gründe gegeben haben mag (Erwartungshaltung der "Schüler"; fehlendes Wissen der "Schüler", Haften an alten Methoden...)

Rosenzweig selbst konnte aufgrund seiner schweren Erkrankung, die zu einer vollständigen Lähmung aller Muskeln führte, so dass er sich schließlich nur noch durch Lidschläge mit seinen nächsten Menschen verständigen konnte, nur bis zum Jahre 1922 unterrichten. Er versuchte indes, noch weiter zu kommunizieren und hatte bis zu seinem Tode im Jahre 1929 Einfluss in der Einrichtung.

Welche Schwierigkeiten jeder Art - Eitelkeiten der Lehrer, Notwendigkeit der Beteiligung unterschiedlicher religiöser Richtungen (Orthodoxie und Liberale) im Lehrangebot, Finanzierungsfragen etc. - es gab, ließ sich insbesondere den Briefen an seine erwünschten Nachfolger entnehmen.

Der Lehrplan des Lehrhauses umfasste ein weites Spektrum-, die Angebote mit religiösen Inhalten und Sprachangeboten zu Hebräisch überwogen indes.

Zugelassen als Schüler war jeder Mann / jede Frau, also auch für Christen (oder Atheisten) stand das Lehrhaus offen.

Nach dem Tode Rosenzweigs im Jahre 1929 wurde das "Lehrhaus" auch nach der Regierungsübernahme - das Wort "Machtergreifung" widerstrebt mir, da Hitler und die NSDAP nicht durch eine Putsch an die Macht kamen (d.U.) - noch bis kurz vor der Emigration Martin Bubers nach Palästina fortgesetzt, wenn auch unter erschwerten Bedingungen.

Die heutige Situation nach der Shoah, der das "deutsche Judentum" durch Vertreibung oder Vernichtung zum Opfer fiel, ist derjenigen Anfang des 20. Jahrhunderts trotz des schon damals grassierenden Antisemitismus nicht 1 : 1 vergleichbar - die historischen und gesellschaftlichen Bedingungen sind heute andere. Vergleichbar ist indes, dass Juden die Kenntnisse der Grundlagen ihrer Religion und Kultur - aus den unterschiedlichsten Gründen verloren haben, so dass auch in der Gegenwart Lehren und Lernen wieder (lebens-) notwendig sind.

Wir stellten fest, dass die Schwierigkeiten beim Lehren und Lernen - leider - auch heute nicht anders sind als zur Zeit des Frankfurter Lehrhauses.

Ob und wie dies zu ändern ist - oder ob angesichts fehlenden Wissens und Verlust des Lebenshintergrundes nicht aller Wünsche eine Anleitung durch Menschen mit "Wissensvorsprung" für einige Zeit, vielleicht über Jahre, nötig ist, sollten wir weiter diskutieren.

Hierbei erscheint es mir persönlich wichtig, darauf Bedacht zu nehmen, dass auch "unser" Lehrhaus Wissen vom Judentum und aus jüdischer Sicht vermitteln will (und soll). Wir sollten uns davor hüten, Aufgaben und Diskussionen zu übernehmen, die unschwer durch christlich-jüdische oder israelisch-deutsche Gesellschaften geführt werden.

Die Veranstaltung war erfreulich und überraschend gut besucht; der Vortrag Cordula Tollmiens wie stets erhellend und zu weiterer Beschäftigung mit dem Thema anregend.

Cornelia Stocker, M.A., 19.05.209

Dr. Cordula Tollmien mit dem Titelblatt des Freien
Jüdischen Lehrhauses bei Franz Rosenzweig

Blick auf einen Teil der Teilnehmer

Mitten im Lernprozess - im Hintergruppe eine Lerngruppe

Bilder Angelika Deese

 




April 2009

 

19. April 2009

"Talmud als Zeugnis des Widerstandes" zum Tag des Aufstandes des Warschauer Ghettos
Lernnachmittag mit Rabbinerin Elisa Klapheck



Wegen des sehr umfangreichen Themenrahmens hatte Rabbinerin Klapheck angesichts der Vielfalt von Anhaltspunkten für Arten und Möglichkeiten von Widerstand im Talmud ihren Vortrag auf 2 Abschnitte im Talmud eingegrenzt, die während und nach der Zeit des Bar-Kochbar-Aufstandes (132-135 d.) spielten.
Der Aufstand und die Niederschlagung durch die römische Regierung und deren Soldaten war aus Sicht der Rabbinen vermutlich eine größere Katastrophe für das Volk Israel als die Zerstörung des 2. Tempels im Jahr 70.
War es damals nach Verhandlungen zwischen R. Jochanan ben Sakkai und dem römischen Feldherrn (und späteren Kaisers) Vespasian doch gelungen, durch Aufbau eines Lehrhauses in Jawne die Thora zu retten, deren Studium und Weitergabe zu sichern, neue Gedanken und ein neueres Verständnis der Thora - weg von der Beherrschung durch die Priester und vom Opferkult im zentralen Tempel zu schaffen, so wurde nach der Niederschlagung des Bar-Kochbar-Aufstandes, der eine breite Unterstützung im Volk und unter Rabbinen und Gelehrten hatte, versucht, auch die religiösen Grundlagen des Judentums zu zerstören: Die Versammlung von Juden zum Lehren und Lernen wurde verboten, das Lehren der Thora wurde unter Todesstrafe gestellt - kurz, die römische Macht unternahm unter dem antijüdischen Kaiser Hadrian alles, nicht nur Orte und Körper, sondern den Geist, die Basis des Judentums, zu vernichten.
In jenen Zeiten lebten und agierten Rabbiner, die sehr unterschiedlich widerstanden: Rabbi Akiba, der den Bar-Kochbar-Aufstand aktiv unterstütze und "Bar Kochbar", den "Sternensohn" als Messias begrüßt hatte und dessen Schüler Rabbi Schimon(Simon).
Während Rabbi Akiba offenen Widerstand leistete und den Märtyrertod mit dem "Schma…" auf den Lippen starb, floh der von einem Kollegen denunzierte Rabbi Schimon mit seinem Sohn Elesar vor dem Zugriff der römischen Schergen. Zwölf Jahre in einer Hütte versteckt und nur durch einen Johannisbrotbaum und eine Quelle am Leben erhalten, lernten Rabbi Schimon bar Jochai und sein Sohn Thora und beteten, so dass sie mystischen Zugang zum Glauben und Lernen gewannen. Sie waren dem prosaischen Leben nach diesen 12 Jahren derart entfremdet, dass sie erneut 12 Monate in die Höhle zurückkehren mussten, um (wieder) zu erkennen, dass auch einfache Menschen im normalen leben die Gebote der Thora achten können.
Danach lehrten sie Thora, verloren aber nichts von ihrem mystischen Feuer, das sie nach den 12 Monaten der Läuterung richtig einzusetzen wussten.
Interessant ist, dass die erwähnten Rabbiner trotz ihres Mutes nicht als unfehlbar dargestellt werden, sondern Menschen, die irren und Fehler machen- Rabbi Akiba beim Lehren der 12.ooo Schüler, die wegen ihrer Arroganz sterben mussten (und bei der Beurteilung von Bar-Kochba) Rabbi Schimon bar Jochai und sein Sohn in der Beurteilung in und ihrem Verhalten gegenüber den einfachen Menschen und dem normalen Leben.
Wichtig bei den Formen des Widerstandes ist, dass G`TT und die Thora höher geschätzt und mehr gefürchtet werden als die weltlichen Machthaber.
Wichtig ist weiterhin, dass immer wieder, auch nach einem Scheitern, neu angefangen wird (und werden soll) zu lernen lehren und schon in der gegenwärtigen Zeit zu leben - auch, um so zum Entstehen "jener Welt" - ha olam haba - beizutragen. So überdauert der Geist, die Thora, das Volk Israel - trotz Verfolgung und Tod.

Es wäre gut und wichtig, wenn weitere Lernnachmittage zu diesem Thema angeboten werden könnten - so in konkretem Bezug zu den sehr unterschiedlichen Widerstandsformen in Ghettos und Lagern während der Shoah, aber auch in Bezug auf unsere Zeit. Gehört auch das Wort Hillels "Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht ich?" nicht zu dem Thema "Widerstand" bzw. widerständiges Leben? Und wem muss wann wie widerstanden werden?

Anzumerken ist noch, dass trotz des interessanten Themas und der brillanten Referentin nur 15 Menschen zum Lehrhaus gekommen waren - trotz des schönen Wetters und der Uhrzeit aber sogar 15!

geschrieben von Cornelia Stocker

 


März 2009

 

Sonntag, 15. März 2009

"Fahrt nach Osnabrück"
zum Felix-Nussbaum-Haus
mit Hadassa Geburek und Christine Fürst



Ihr Lieben,
ich durfte mit Mitgliedern und Gästen des Jüdischen Lehrhauses in Göttingen am vergangenen Sonntag (15. 03. 09) die oben genannte Ausstellung besuchen. Dieser Tag hat mich verändert.
Ich werde meine Freunde mit dem obigen Text auf diese Ausstellung aufmerksam machen und ich möchte all jenen danken, diese Exkursion nach Osnabrück so gut vorbereitet haben.
Mit herzlichem Grüßen
Ihr
Dieter H. Buß

Anmerkungen zu der Fahrt nach Osnabrück

Vor 10 Jahren wurde der erste Museumsbau des Architekten Daniel Libeskind, das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück eröffnet. Das war der Anlass, dort eine Ausstellung zu zeigen, die nach dem jüdischen Beitrag zur Kunst der Moderne fragt. In Osnabrück wird die weltweit größte Sammlung von Werken des 1904 hier geborenen und 1944 in Auschwitz ermordeten jüdischen Malers Felix Nussbaum bewahrt.
Im Rahmen der Veranstaltungen des Jüdischen Lehrhaus Göttingen wurde im Februar eine Exkursion zu eben dieser Ausstellung angeboten.
Hadassah Geburek von der Jüdischen Kultusgemeinde Göttingen und Christine Fürst vom Jüdischen Lehrhaus planten und organisierten diese Reise.
Mit 15 TeilnehmerInnen (Mitglieder, Gäste) ging die Fahrt Sonntag früh mit dem Niedersachsenticket vom Göttinger Bahnhof los. Nachdem auch die letzten in Northeim und Einbeck zugestiegen waren berichtete Christine Fürst über das Leben und Werk von Felix Nussbaum: Schon früh wurde dessen Talent von seinem Vater erkannt und gefördert.
Während seiner Ausbildung in Berlin machte er selbstständige Studien z. B. in Südfrankreich um Van Gogh zu studieren. Seine Auseinandersetzung mit seiner Religion zeigt sich in vielen Bildern: "Als Künstler bin ich frei - die Religion hat keine Forderungen an mich zu stellen".
Dann aber, in dem früh und durch Zufall begonnen Emigrantendasein (ab 1933) wird seine Situation und die seiner späteren Frau Felka Platek zunehmend in Bildern verarbeitet - bis zum Schluss ein Totentanzbild entsteht, erschütternd in dem offenen Blick auf das Ende. Zwölf Jahre an verschiedenen Orten, zuletzt vorwiegend in Brüssel nahmen ein dramatisches Ende: sein Versteck wurde verraten und er wurde mit seiner Frau mit dem letzten Transport aus Belgien nach Auschwitz deportiert Anfang August 1944 wurde dort ihr Leben beendet.

Die Geschichte seiner Wiederentdeckung in den frühen 1970er Jahren führte zu dem später realisierten Bau von Daniel Libeskind.
Abschüssige Böden, schräge Fenster, tiefe Klüfte und ein beängstigend enger langer Gang machen die Orientierung des Besuchers fast unmöglich. Als architektonisches Kunstwerk verstanden wurde der Bau von Libeskind zu einem der Hauptexponate der Ausstellung.
Die Ausstellung will begreiflich machen, so das Katalogvorwort, "die jüdische Diaspora als Topografie der Moderne". Sie stellt also die Erfahrung räumlicher Zerstreuung für jüdisches oder vom jüdischen Denken beeinflussten Kunstschaffen seit Beginn des 20. Jahrhunderts vor.
Von einem ausgezeichneten Guide wurden wir durch die Ausstellung geführt und auf interessante und ebenso wichtige Werke von Amadeo Modigliani, Morris Louis, Eva Hesse, Barnett Newman, Mark Rothko, Richard Serra und Lucian Freud hingewiesen. Leider hatten wir nicht die Zeit, uns die 125 Werke von fast 70 Künstlern aus Europa, den USA und Israel intensiv zu betrachten.

Gedanken an das Exil und Verfolgung begleiteten uns auf dem Weg zu unserer nächsten Station, der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, wo der Rabbiner mit Kaffee/Tee und Gebäck auf unsere Ankunft wartete.
Wegen Umbauarbeiten logieren Synagoge und Gemeinderäume in einem Haus des katholischen Bistums Osnabrück. Ca 1000 Mitglieder, fast alle aus der ehemaligen Sowjetunion bilden eine lebhafte Gemeinde, deren Kinder- und Jugendgruppen sehr viel Hoffnung machen und das Leben in Osnabrück bereichern. Die Kontakte zu anderen Religionsgemeinschaften, insbesondere zum Bistum Osnabrück wurden vom Rabbiner als sehr positiv und zum Letzteren als sehr hilfreich hervorgehoben.
Zum Abschluss zeigte der Rabbiner uns die Liturgischen Geräte u.A. eine Thora und er sang ein Stück aus der Liturgie.

Dann machten wir uns auf den Weg zurück nach Göttingen. Interessante Gespräche begleiteten uns auf dieser Rückfahrt. Gegen 21 Uhr kamen wir müde aber um viele neue Erfahrungen reicher wieder in Göttingen an.

geschrieben von Christine Fürst und Ingeborg Hesse unter Zuhilfenahme des Buches "Ortswechsel, Fluchtpunkte Felix Nussbaum die Biographie 1904 - 1944 Basch-Verlag Bramsche 2009


Das Felix-Nussbaum-Haus von Daniel Libeskind als Luftaufnahme

Einblick in die Museumsräume

Die Ausstellung Leben und Werk von Felix Nussbaum

Blick in die Synagoge von Osnabrück

Der Rabbiner rollt eine Thorarolle zur Anschauung auf

Kurze Pause im Gemeinderaum

 




Februar 2009

 

Sonntag, 15. Februar 2009

"Israelisch deutsches Leben anhand von Ausschnitten des israelischen Films "Walk on Water""
Lernnachmittag mit Petra Hangaly

In diesem Film wurden die Probleme der Deutsch-Israelischen Beziehungen u. A. durch die Nazivergangenheit im Dritten Reich dargestellt. Allerdings hier aus teils persönlich-menschlichen Asprekten. Bedeutend im Film war, das der Zuschauer von Anfang an mit eingebunden wurde, also Erwartungen sowie Reaktion als Voraussetzung!
Am Anfang wurde der junge Israeli Eyal gezeigt, wie er nach einer Überfahrt mit dem Schiff durch den Bosperus einem Mann eine tödliche Spritze verabreicht. Die lautlosen Tränen vom Sohn des Getöteten verfolgen Eyal in seinen Träumen.
Wieder in Israel angekommen, wurde er brutal mit dem Selbstmord seiner Frau Iris konfrontiert.
Aufgrund seiner Situation wurde er beauftragt, den vielleicht noch lebenden alten Nazi Alfred Himmelmann ausfindig zu machen.
Der Israeli Eyal trifft auf die Enkelkinder des Nazies Himmelmann und daraus ergibt sich eine sehr komplizierte Liebesgeschichte.
Über diese Opfer-Tätersituation wurde lange und ausführlich diskutiert. Ingrid Vogt


 


Januar 2009

 

Sonntag, 18. Januar 2009

"Philipp Manes: 'Als ob's ein Leben wär'
Tatsachenbericht aus Theresienstadt 1942-1944"
Lernnachmittag mit Dr. Konrad Beyerle

Vorgestellt wurden die Tagebücher von Philipp Manes (1875 -1944) "Als ob's ein Leben wär".
Manes Bericht aus Theresienstadt 1942- 1944, postum veröffentlicht anhand seiner Tagebücher, die ihren Autor überlebten.
Manes berichtet, wie die nach Theresienstadt deportierten Juden, sich mit äußerst beschränkten Mitteln ein "Kulturleben" in Theresenstadt schufen, mit Rezitations- und Vortragsabenden, an denen die Vortragenden sich nur auf ihr Gedächtnis stützen konnten, an ein Musikleben, das sich weitgehend ohne den Besitz von Noten aus der Erinnerung nährte.
Aus dem Kulturleben in Theresienstadt lässt sich die Erkenntnis gewinnen, dass nur das Bildungswissen den Menschen eigen ist, das er sich so zu eigen gemacht hat, dass es ihm immer zur Verfügung steht. Ferner ist zu sehen, wie tröstlich und aufbauend in verzweifelter Situation ein auf solchem Bildungswissen gestützes Kulturleben ist. Und dann ist zu erkennen, dass Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen sich auch in einem Vorhof zur Hölle gegenseitig stützen und psychisch stabilisieren können, wenn die anderen jeweils an ihrem Kulturwissen teilhaben und sie so zumindest für wenige kurze Stunden am Abend in eine völlig andere Welt entführen können.
Dazu wurde aber nur sehr kurz auf die von Manes geschilderten Lebensumstände in Theresienstadt (Der Führer hat den Juden eine Stadt geschenkt) eingegangen.
Manes wurde zusammen mit seiner Frau mit dem letzten Deportationszug aus Theresienstadt nach Ausschwitz deportiert und dort ermordet. Der EWIGE halte ihn gnädig.
Es gibt eine Reihe von Biographien von Überlebenden aus Theresienstadt, es gibt eine durchaus umfangreiche Literatur zu Theresienstadt, es dürfte aber schwerhalten, eine ähnlich eindrucksvolle Schilderung wie die von Manes zu finden.
Von der strengen Sachlichkeit, den eindrucksvollen Erzählungen, der Menschlichkeit in verzweifelten Situationen mit manches Mal fast erschreckender Emotionsfreiheit, erinnert Manes an die Biographie von Drach "Unsentimentale Reise" über seine Flucht nach und aus Frankreich. Und vom dem Zorn und der Erbitterung her an die Urfassung von Feuchtwangers "Teufel in Frankreich", deren spätere Fassung er bekanntlich erheblich gemildert hat.
Am Ende wurde deutlich wie Manes in ganz ungewöhnlicher Weise, dabei völlig unbeabsichtigt, exemplarisch verdeutlicht, welch kulturellen Aderlass sich Deutschland angetan hat in dem es die jüdische Bevölkerung vertrieb und ermordete.


Dr. Konrad Beyerle

Begrüßung der Lehrhausteilnehmer

Dr. Konrad Beyerle stellt Philipp Manes vor

Heiße Diskusionen

Ingeborg Hesse bedankt sich bei Dr. Konrad Beyerle

 


 

 

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