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"Trauer im Judentum" - gelebte Riten und Gebräuche

Seit der Zeit unserer Erzväter finden wir in der Thora schriftliche Belege über Riten und Gebräuche der Trauer im Judentum. Angefangen vom Kauf einer Grabstelle für Sarah durch Awraham (Genesis 23) über die Trauer von Jaakow nach dem Tod Rachels (Genesis 35/16-22) und über seinen Sohn Josef (Genesis 37/28-36) bis zum Tod Jaakows (Genesis 46/1-5 und Genesis 50/1-12) und dem Tod Moses' (Deuteronomium 34/4-9) und zur Trauer Davids über Avner, dem Feldherr Sauls (2. Buch Samuel 3/31-33) oder der Angst vor dem Tod seines ersten Kindes mit Batschewa (2. Buch Samuel 12/15-2).
Manche Gebräuche haben sich seit dieser Zeit kaum verändert, einige sind nicht mehr vorhanden und andere sind im Laufe der Jahre hinzugekommen. Trotz Allem basiert die Bewältigung der Trauer im Judentum auf dieser jahrtausendealten Tradition und Erfahrung, die den Hinterbliebenen die Möglichkeit gibt, ihre Trauer maximal auszuleben, um dadurch die Kraft für einen Neubeginn zu haben.

Vom Tod bis Jahrzeit in Stichwörtern
zusammengestellt von Petra und Hazy Hangaly

Ein traditionelles Begräbnis ist in der israelischen Gesellschaft breit akzeptiert. Die meisten (89%) betrachten es als "wichtig" (68%) oder "sehr wichtig" (21%), nach dem Verlust eines Verwandten Schiw’ah zu sitzen, und eine große Mehrheit betrachtet die traditionelle Zeremonie als "sehr wichtig" (83%). Im Durchschnitt sterben pro Jahr in Israel 30.129 Juden. Die meisten werden gemäß der jüdischen Tradition beerdigt, nur wenige wählen eine Alternative.

1. Tod

  • Augen schließen
  • Kerze anzünden
  • Arzt rufen - Todesbescheinigung
  • Chewrah Kaddischa anrufen
  • Zeit und Ort der Beerdigung klären (Cohen?)

    2. Zwischen Tod und Beerdigung

  • Meist nicht mehr als ein Tag (in Deutschland 3 Tage)
  • Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Sohn, Tochter, Ehepartner sind "Onenim" (von allen traditionellen jüdischen Verantwortungen wie Gebet oder Segen ausgenommen, sie baden nicht, schneiden ihr Haar nicht, rasieren sich nicht, benutzen keine Salben oder Cremes (außer aus medizinischen Gründen), besuchen keine Feste, studieren nicht Torah, essen kein Fleisch und trinken keinen Wein und haben keine ehelichen Beziehungen)
  • Familienangehörige und Freunde benachrichtigt werden - für jeden Bereich (Arbeit, Nachbarn, Freunde, Familie) ein Verantwortlicher der die anderen anruft.
  • Todesanzeigen in Zeitungen (selten) - in Umgebung Todesanzeigen aufhängen.
  • Nachruf absprechen
  • Chewrah Kaddischa für Transport des Toten, bis zum Begräbnis verantwortlich.
  • Tahara - Verstorber wird gewaschen, bekleidet und für das Begräbnis vorbereitet. Zwischen drei und sechs Personen arbeiten mit einem Toten. Männer führen Tahara bei Männern aus, Frauen bei Frauen.
  • Bekleidung - einfaches weißes Totenkleid - Tachrichim (Hose, Hemd, Kleid, Schuhe und ein Hut). Dann wird der Körper in ein großes weißes Tuch, Sovev genannt, gehüllt. Es ist auch üblich, einem männlichen Verstorbenen den Tallit umzulegen.
  • Chewrah Kaddischa hebt das Grab aus

    3. Beerdigungsvorbereitungen

  • Im Sommer Wasser und Kopfbekleidung - Männer Kippot - Tücher für Frauen
  • Die meisten traditionellen Juden folgen nicht der westlichen Sitte des Tragens von schwarzen Kleidern als Zeichen der Trauer.
  • Trauerhaus: Erinnerungskerzen eine große Anzahl von Stühlen, Siddurim, Kippot und eine Torahrolle für Gebete. Für die Trauernden niedrige Stühle oder Matratzen- Spiegel werden verhängt.

    4. Die Zermonie

  • Chewrah Kaddischa bringt den Leichnam zum Begräbnis. (Sephardim und orientalische Juden beginnen die Begräbnisprozession beim Haus des Verstorbenen)
  • Zeremonienhalle - der Leichnam aus Leichenwagen genommen auf einer Bahre hinein getragen. Die Träger wechseln sich ab – Gelegenheit dem Toten den letzen Respekt zu erweisen.
  • Kriah für unmittelbare Familienmitglieder (Eltern, Ehepartner, Kinder, Geschwister) in der Halle oder am offenen Grab. Der Riss wird an einem äusseren Kleidungsstück gemacht (Hemd), über der Brust links (in der Nähe des Herzens) für Eltern und rechts für andere Verwandte. Ungefähr 8,5 cm lang, mit Messer, nicht mit Schere. Tragen des eingerissenen Kleidungsstücks in Schiwawoche (außer am Schabbat). Nach der Schiw’ah das Kleidungsstück wegwerfen.
  • Nachruf durch Freunde und Verwandte in der Halle oder am Grab
  • Man folgt der Bahre langsam - Pausen.
  • Am Grab werden die Kinder des Verstorbenen gebeten, beiseite zu stehen, bis das Grab mit Erde gefüllt wurde (helfen nicht mit). Kohanim ist es von der Halacha verboten, näher als vier amot (zwei Meter) am Grab zu stehen.
  • Die Leute stellen sich rund um das offene Grab auf. Der Leichnam wird mit Erde bedeckt. Diese Handlung ist Mizwah - daher helfen viele dabei und schaufeln Erde in das Grab. Männer aber auch Frauen. Wegen der Sensibilität dieses Augenblicks, wird die Schaufel jedes Mal auf den Boden gelegt. Wenn das Grab mit Erde gefüllt ist, wird eine Tafel mit dem Namen des Verstorbenen hinein gesteckt.
  • Danach folgt das Kaddisch der Trauernden.
  • Entweder ein Mitglied der Chewrah Kaddischa, ein Freund oder Verwandter des Verstorbenen beendet die Zeremonie mit El Malei Rachamim.
  • Wenn die Leute das Grab verlassen, legen sie Gras oder Steine auf das Grab.
  • Beim Verlassen des Friedhofes wäscht man sich die Hände in einem Waschbecken, damit wird die Trennung von Tod und Unreinheit symbolisiert.
  • Man geht aus einem anderen Tor aus dem Friedhof

    5. Nach der Beerdigung

  • Nach dem Begräbnis beginnt die Schiwa. Sie dauert sieben Tage
  • Die Trauernden werden in ihrem Schmerz nicht allein gelassen, sondern sind von Freunden, Familie und anderen Trauernden umgeben. Die Trauernden bleiben eine Woche lang zu Hause und werden von Freunden und Bekannten besucht.
  • Der Tag des Begräbnisses erster Schiwatag. Schiwa endet am Morgen des siebenten Tages nach dem Begräbnis, nachdem die Trauernden nur für wenige Minuten gesessen sind.
  • Sofort nach der Rückkehr vom Friedhof, nehmen die Trauernden an einem Mahl teil, das Se'udat Havra'ah genannt wird. Dieses Mahl der Trauernden wird von anderen vorbereitet und serviert.
  • Um das Kaddisch sagen in einem Minjan zu ermöglichen, organisiert man regelmäßig die 3 Gebete in dem Haus, in dem die Trauernden Schiwa sitzen.
  • Orientalen – Mahlzeiten, Aschkenasim Obst, Kekse und Getränke
  • Keine Blumen – Keine Kleidervorschrift
  • Keine Trauer am Schabbat und zu den Festen

    6. Nach der Schiw’ah

  • Die Trauerfamilie besucht das Grab
  • Die Zeremonie wird mit dem Kaddisch der Trauernden (Minjan vorausgesetzt) und dem El Malei Rachamim abgeschlossen
  • Einen Grabstein bestellen (Matzeivah)

    7. Schloschim

  • 30 Tage nach der Beerdigung
  • Bis Schloschim Haare nicht schneiden, nicht rasieren, keine Feiern, Besuch der Synagoge, Kaddisch, Erinnerungskerze, Kippa.
  • Mit Schloschim (außer Eltern) Trauerperiode abgeschlossen.
  • Es ist üblich, nach 30 Tagen das Grab zu besuchen und den Grabstein zu setzen.
  • Für einen Säugling, der innerhalb von 30 Tagen nach der Geburt stirbt, wird keine der Trauerperioden eingehalten
  • Nach Schloschim nehmen Freunde die Trauernden zum Frisör.

    8. Jahrzeit

  • Vier Mal im Jahr ist es üblich, Jiskor (Erinnerungsgebete) zu sagen: Jom Kippur, siebenter Tag von Pesach, Schawuot und Simchat Torah.
  • Besuch des Grabes nach einem Jahr. Danach wird einmal im Jahr an den Verstorbenen erinnert, am hebräischen Datum seines Todes.
  • Kurze Zermonie - Familientreffen
  • Erinnerungskerze
  • Eltern trauern ein Jahr um Kinder
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